LITERATURMAGAZIN VON BARBARA BELIC, 9. November 2008
Lesung und Interview
ORF STEIERMARK
BUCHWOCHE/ÖSTERREICH, 22. November 2008
Gunther Baumann:
Meditation und Expedition
Zwischen Europa & Indien: „Gestern vielleicht“ von Dorothea Nürnberg
Merkwürdig. Meditations-Retreat: Das ist ein merkwürdiges Wort für alle, die es noch nie gehört haben – und eine merk-würdige Veranstaltung für einen der Teilnehmer.
Julian, hochfliegender Flugkapitän aus Wien, ist privat unsanft gelandet. Erst die Scheidung, dann ein Flirt mit einer irrlichternden Schönen, der geradewegs zu neuem Unglück führt. In dieser Situation lässt er sich dazu überreden, an einem Meditations-Retreat teilzunehmen: Einem Seminar, das den Fragen des Seins gewidmet ist.
Der Schauplatz ist Tirol, doch das Thema lautet Buddhismus. Während einer Sitzung – „die Beine taub, der Magen knurrend, der Rücken schmerzhaft verspannt“ – hat Julian eine Erscheinung, die er selbst als Halluzination abtut. Er sieht ein Frauengesicht vor seinem inneren Auge auftauchen: „Zart bronzefarbene Haut, langes, schwarzes Haar, dunkle Lotosaugen.“
Julian behält die Grenzerfahrung nicht für sich. Der Seminarleiter charakterisiert die Erscheinung als eine indische Deva, „eine Wesenheit aus einer Bewusstseinsebene, die über der menschlichen Existenzform liegt.“
Suche. Der sonst so rationale Pilot beschließt, eine Auszeit vom Airbus-Cockpit zu nehmen. Er reist nach Indien und macht sich auf die Suche. Gestern vielleicht ist ein Roman über das Suchen: Nach der Liebe, nach persönlichen Wurzeln, nach dem Sinn.
Geisteswelt. Die Wiener Autorin Dorothea Nürnberg, deren letzter Erzählband Spiegelbilder auch in Indien erschien, taucht einmal mehr in die faszinierende Geisteswelt des Subkontinents ein.
Sie stellt Mentalitäten und Meinungen der Menschen Indiens und Europas einander gegenüber. Sie erzählt, wie der Wunsch, in der jeweils fremden Welt Erkenntnisse fürs eigene Leben zu gewinnen, zu strahlenden Erlebnissen führen kann – aber auch zu Verirrungen in einem Labyrinth voller Sackgassen.
Die Autorin begleitet ihre Figuren mit feinem, elegantem Sprachduktus durch eine handlungsstarke Geschichte, die in einem überraschenden Doppelfinale endet.
Das eine betrifft Julian, den Piloten, dem sich nur langsam enthüllt, wer seine wahre Deva sein könnte. Im zweiten Finale geht´s um Tara, Julian´s Ex-Frau, die sich auf der Suche nach ihren Lebensspuren sehr weit in die indische Wildnis vorwagt. Eine bewegende Story, ein starker Roman.
MADONNA, 6. Dezember 2008
BÜCHER DER WOCHE
Indien-Roman
Dorothea Nürnberg: „Gestern vielleicht“
Ein Flugkapitän gerät nach der Scheidung in die Krise. Er befasst sich mit Meditation und erlebt eine Grenzerfahrung: Ihm erscheint eine exotische Frau. Der Pilot reist nach Indien und macht sich auf die Suche – nach der Liebe, nach persönlichen Wurzeln, nach dem Sinn. In Gestern vielleicht taucht die Wiener Autorin Dorothea Nürnberg erneut in die Geisteswelt des Subkontinents ein. Pro verkauftem Buch gehen 2 Euro an Indien-Projekte des Vereins „Zukunft für Kinder“. Ibera.
KURIER, 13. Dezember 2008
ZU SPÄT IN INDIEN
Dorothea Nürnberg – Ein Wiener Flugkapitän kommt im buddhistischen Kloster dahinter, dass seine Ex-Ehefrau die Richtige war (ist). Die macht auch gerade indische Erfahrungen und hätte gar nichts gegen nochmalige Heirat. Die Einsicht könnte allerdings zu spät kommen. „Gestern vielleicht“ (Ibera, 20 Euro) hat Temperament. Die Grazerin Dorothea Nürnberg wird für die Bilder, die sie mit wenigen Wörtern malen kann, gelobt – und hier fehlen diese Bilder. Sie lässt viel reden, sie stresst die Geschichte und bleibt nicht so schön langsam wie in zitierten Haikus: „Das, was du suchst, ist nicht;/ und für das, was ist, fehlen die Worte“. – P.P.
WOMEN`S FEATURE SERVICE, January 2009
Austria
Dorothea's Karmic Connect With India
Mehru Jaffer
Well-known photographer and poet, Dorothea Nuernberg, 44, has a dozen books to her credit. Yet, none of these accomplishments soothe the restless soul of this Viennese writer. Nuernberg, who had also written, 'Reflections, The Bollywood Connection', an anthology of stories inspired by the illusion and reality created by Indian cinema, feels spirituality is absolutely necessary for human beings to feel at home in the material world.
'The main theme of her recently released 'Gestern Vielleicht' ('Maybe Yesterday'), to be available in India early this year, remains the quest of the European soul on Indian soil for the meaning of life.'
RENATA ZUNIGA: ALTE SCHMIEDE; LITERARISCHES QUARTIER, 15. Oktober 2009
Dorothea Nürnberg, „Gestern vielleicht“: Obwohl die Ehe von Julian, einem Flugkapitän, und Tara, einer angesehenen Indologin, die gerade zu einer wissenschaftlichen Konferenz nach New Delhi aufbricht, bereits an ihr Ende gelangt scheint, bleiben die beiden – ohne es zu wissen – durch unsichtbare Fäden schicksalhaft aneinander gebunden. Die Geschichte hinter der Geschichte stellt den spannenden Versuch dar, das Leben moderner Menschen in einem mitteleuropäischen Kulturkontext durch den Spiegel buddhistischen Weltverstehens zu betrachten. (Renata Zuniga)