DER STANDARD, 14.8.2004
Der große Klang
„Das war der Weg. Dem Traum folgend und nochmals dem Traum folgend und so - ununterbrochen bis zum Ende - ...“ schreibt Joseph Conrad in seinem „Lord Jim“. Weggehen um anzukommen. Sich entfernen, um nicht zu vergessen. Unterwegssein um nicht im Zeitstrom zu versinken. Gedanken, die Dorothea Nürnbergs Lyrikzyklen, Theaterstücken und Romanen von Anfang an eingeschrieben sind.
„Onda“, die Welle, heißt ihr neuer, im Brandstätter Verlag erschienener Text- und Bildband mit Meditationen zu Wellen aus Wasser und Sand. 45 im Nordosten von Brasilien entstandene Farbabbildungen erschließen Nürnbergs (Jahrgang 1964) wunderbare Textminiaturen um Wandel, Fließen und Vergeblichkeit. Beim Betrachten der Bilder und Lesen der Texte meint man manchmal, die Meeresbrandung oder das Rieseln von Sand zu hören. Ein Klang, der nicht zuletzt daran erinnert, dass es nicht um das „irgendwo“ und „irgendwann“, sondern um das „hier“ und „jetzt“ geht.
DIE PRESSE, 1.10.2004
Panoramafotos von tropischen Traumzielen gibt´s in den Katalogen der Reiseveranstalter und in Fotobänden fast schon mehr als genug. Dorothea Nürnberg, Theaterautorin, Lyrikerin und weltreisende Romancière (Auf dem Weg nach Eden, 2001) widmet sich in ihren neuen Meditationen aus dem Nordosten Brasiliens genau dem Gegenteil: den Details, dem Fließen, den Wellen des Wassers, des Sandes, des Windes.