Dorothea Nürnberg

Spiegelbilder



BUCHWOCHE, 4. August 2007
Eine Weltreisende der Literatur

Die Bücher der Wiener Autorin Dorothea Nürnberg erscheinen nicht nur in Österreich. Sondern auch in Brasilien – und neuerdings in Indien.

Das Buch, randvoll mit Prosa und Poesie, trug das Fernweh schon im Titel, Heimgekehrt unter das Kreuz des Südens (Haymon Verlag) – so benannte Dorothea Nürnberg 2002 ihre Impressionen einer Expedition durch den Amazonas-Regenwald. Inzwischen ist das Buch in der Tat heimgekehrt: Unter dem Namen Cantares da Terra kam das Werk heuer im brasilianischen Valer-Verlag heraus.
Das jüngste Werk der Wienerin, der Erzählungsband Spiegelbilder (Kitab-Verlag), benötigte nur wenige Monate, um in eine ferne Welt zu gelangen. Die englische Version ist frisch auf dem Markt, heisst Reflections und erschien in einem Land, in dem das Buch größtenteils spielt und in dem Englisch die wichtigste Zweitsprache ist: in Indien.
The Bollywood Connection steht als Untertitel unter der indischen Ausgabe, und das bringt das Wesen des Bands auf den Punkt. Die erste und wichtigste Erzählung schildert die Begegnung einer Österreicherin mit einem indischen Schauspieler, der dann zu einem Star des Bollywood-Kinos wird – ein Karrieresprung, welcher der Beziehung des europäisch-asiatischen Paars nicht nur gut tut.

Das Reisen und die Begegnung von Menschen unterschiedlicher Kulturen sind seit jeher Zentralthemen in Dorothea Nürnbergs Werk.
Mit dem „Literarischen ReiseVerführer“ In 18 Touren um die Welt (Ibera-Verlag) gab die in Graz geborene Autorin nicht so sehr Hinweise auf Sehens- sondern quasi auf Fühlens-Würdigkeiten: Es ging ganz wesentlich um Kultur und Spiritualität der beschriebenen Ziele.
Dorothea Nürnbergs Roman Auf dem Weg nach Eden (Ibera-Verlag) war eine große Expedition nach Indien und Japan, aber auch zu den Innenwelten der Seele. Der Roman Tochter der Sonne (Ibera) schlug dann eine Brücke von Europa nach Brasilien: Das Buch ist Abenteuerroman, Liebesgeschichte und Reiseroman zugleich.
Wie es derzeit aussieht, steht Tochter der Sonne eine internationale Karriere (In diesem Fall eine Veröffentlichung auf Portugiesisch) bevor. Doch heimische Leser brauchen keine Sprachkurse zu belegen. Die Bücher Dorothea Nürnbergs gibt es selbstverständlich alle auch auf Deutsch. (bau)


KURIER, 21.9.2006
WOHIN IN WIEN:
Indien-Graz: Verirrt in „Bollywood“

Das Nachwort, das nicht von Dorothea Nürnberg stammt, ist derart gescheit, dass man es rausreissen müsste. Die Erzählungen der gebürtigen Grazerin sind zwar auch durchdacht, aber lebendig: Ein Beitrag zum Indienschwerpunkt der Frankfurter Buchmesse. So verliebt sich etwa eine Europäerin in einen indischen Schauspieler – und verirrt sich in einem „Bollywood“-Film (also in eine kitschige Produktion, die im richtigen Moment doch zu Tränen rührt). Nürnberg liest daraus heute, Donnerstag, um 19 Uhr in der Österr. Gesellschaft für Literatur, Herrengasse Nr.5, 1010 Wien.
P.P.


ÖSTERREICH Buchbeilage, 7. 10. 2006
Eine Brücke nach Indien

Dorothea Nürnberg schlägt im Erzählband „Spiegelbilder“ eine Brücke von Europa nach Indien.
Die Geschichten der Wiener Autorin Dorothea Nürnberg handeln nie von Charakteren, die im eigenen Saft schmoren, sondern von Suchenden, die auf die Reise gehen. Ins innere Ich oder, voller Mut, in unerforschte Regionen.
Im neuen Buch lautet das Ziel Indien. Erotische Beziehungen bilden die Basislager zum Aufbruch. Eine Wienerin folgt einem Schauspieler aus Bombay; ein Franzose verschaut sich in eine indischstämmige Botanikerin aus Mauritius. Die Begegnungen lösen nicht nur Lust und Freude aus, sondern auch Irritation. Die Figuren versuchen, ihr Spiegelbild zu entdecken – im neuen Menschen; in der neuen Kultur. Doch Letztere bleibt ihnen fast zwangsläufig (auch) fremd.
Dorothea Nürnbergs Indien zeigt nicht nur den Kontrast zwischen Moderne und archaischem Leben, zwischen Pracht und Armut. Die Autorin fügt eine weitere Dimension ein: Den Gegensatz zwischen der Weisheit der indischen Gedankenwelt und den märchenhaften Film-Spielen Bollywoods. Der Traum, ein Leben: Die Figuren ziehen (und zieht es) durch ein Labyrinth der Wirrungen, um zum Ziel der Klarheit zu gelangen. Der Leser zieht fasziniert mit. (Gunther Baumann)