Dorothea Nürnberg

Auf dem Weg nach Eden


Der Standard, ALBUM, 28. 4. 2001

"Reise zum Mittelpunkt des Selbst
In Dorothea Nürnbergs Roman macht sich die Protagonistin auf den Weg nach Eden

Der Roman Auf dem Weg nach Eden von Dorothea Nürnberg ist eines jener seltenen Bücher, die man als zeitlos bezeichnen könnte. Nicht zeitlos im Gegensatz zu modisch, nicht zeitlos im Sinne der vermeintlichen Klassiker, sondern gleichsam über der Zeit schwebend. Dies ergibt sich nicht nur aus dem Inhalt des Romans, der um die Suche nach dem Sinn des Daseins und der eigenen Existenz kreist, sondern auch aus der eigenwilligen Erzählweise. Einerseits läßt die Autorin die Erzählerin in wohltuend altmodischer Manier durch die Geschichte führen, andererseits schafft sie neue Worte und Wortkombinationen von poetischen Lotosblütenlippen und Apfelblütenlächeln bis zur modernen Fortbewegungstechnik Tribut zollenden Edenraketenabschussrampe.
In einem immer leicht ironisch-provozierenden, aber nie zynischen Ton fordert sie nicht nur die Leser heraus, sondern kommentiert auch ihre eigene Vorgehensweise. Sie involviert die Leser von Beginn an mit Andeutungen über zukünftige Ereignisse und bedient sich damit einer Technik, die in Fortsetzungsromanen ebenso wie in Fernsehserien verwendet wird, um das Publikum bei der Stange zu halten. Indem sie dieses Ansinnen aber vor den Lesern ausbreitet und deren Erwartungen an den in Aussicht gestellten WüstenFeuerLiebesSturm einer Liebesgeschichte zwischen der Protagonistin Johanna und Johannes hinterfragt, löst sie feste Vorstellungen gleichzeitig wieder auf, zumal das als für die Dynamik der Handlung als äußerst wichtig dargestellte und wiederholt angekündigte Ereignis erst auf der zweitletzten Seite des Romans eintritt, und nicht wirklich erzählt wird. Auf ihrer ersten Reise reflektiert die Erzählerin in Kairo über die Rechtsgelehrten und die Sufis im Islam, wandert in der Wüste Sinai auf den Spuren des Heiligen Antonios und lernt die Bibelworte der Propheten, Väter der Wüste, verstehen, um in Jerusalem Nähe und tiefen Abgründen zwischen Moslems, Juden und Christen zu begegnen. Auf ihrer zweiten Edenreise führt sie der japanische Maler Shoma in ihren westöstlichen Begegnungen in die Lehren des Buddhismus und Zen ein. In Indien schließlich, wohin sie mit ihrem Mann Paolo reist, werden gewohnte Sichtweisen auf die härteste Probe gestellt, und der intellektuelle Zugang zu Philosophie und Realität aufgebrochen, denn in Indien zählt nicht, was wir denken. Johannas Edenreisen sind nicht frei von Irrungen, Trugschlüssen, Eitelkeiten, Vorurteilen und Umwegen, die der Protagonistin aber nachgesehen und verziehen werden, weil sie eine aufrichtig Suchende ist, zur Reisenden geworden, um endlich, am Ende ihrer langen Reise durch fremde Welt- und Seelenbilder, an den Quellen ihres eigenen Herzens zu landen. Denn tatsächlich braucht Johanna, brauchen wir, weder geographische noch weltphilosophische Reisen, um nach Eden zu gelangen. Und doch sind sie unverzichtbar, weil sich erst durch sie unser Blick, im Bestreben ferne Horizonte zu erfassen, weitet, vielleicht nicht genug, um das Fremde (fremde?) mehr als fragmentarisch wahrnehmen zu können, aber genug, um danach den Blick auf das Vertraute (vertraute?) wahrhaft erweitert zu haben und neu wahrzunehmen. Deswegen ist das Ende des Romans auch der eigentliche Beginn der Edenreise Johannas, der Beginn der Edenreise zu sich selbst, für die sie durch die äußeren Kontinents- und Philosophiereisen lediglich vorbereitet und sensibilisiert wurde.
Eine Bedingung dafür, auf dieser kurzweiligen, wenn auch manchmal beschwerlichen Reise durch Wüstenstürme, TeeKoans und indische Slums zu bestehen, ist für wohlwollende und mürrische Mitreisende gleichermaßen, sich auf die Geschichte einzulassen, und sie werden sich ihr nicht entziehen können.

Hinweis: Die Autorin liest am 28. April um 19 Uhr im Schloss Fischau im Rahmen eines literarisch-künstlerischen Abends (Malerei Li Yan Pin, Tanz Ziya Azazi) in der Blau-Gelben-Viertelsgalerie (Wiener Neustädter Straße 3, Bad Fischau) aus ihrem Roman. "


Die Presse/Spectrum, 24. 2. 2001

"Alle, die ihren Weisheitsdurst bei Paulo Coelho noch nicht gestillt haben und nach mehr dürsten, nimmt die Autorin Dorothea Nürnberg mit auf ihre Reise durch die Weltreligionen ..."

Die Furche, 21. 12. 2000

"Dorothea Nürnberg schrieb einen psychologischen, mythologisierenden Entwicklungsroman.
Harmonie mit sich, der Welt und, wenn jemand diese Hürden geschafft haben sollte, dem All. Erfüllung der Sehnsucht aller Sehnsüchte. Die ins Erwachsenendasein tretende Johanna des Romans "Auf dem Weg nach Eden" von Dorothea Nürnberg versucht es östlich der Heimat, dort wo der Begriff seinen Ausgang nahm ..."

Treffpunkt/AK-NÖ, Dez. 2000

"auf dem weg nach eden. Von der Kraft der Sehnsucht und dem Leben in der Gegenwart ... und immer wieder geht es um die ganz persönliche Frage nach der "wirklichen Wirklichkeit", dem, was wirklich ist, hinter allen Konventionen, Ängsten und beengenden Mustern ... Wenn Sie sich mit Johanna auf den Weg machen, nehmen Sie sich Zeit, Zeit zum Lesen, Zeit zum Nachspüren. Und vielleicht brechen Sie dann selbst zu einer Edenreise auf ..."

ORF Ö1, Leseprobe:

"... in diesem Roman geht es um das Reisen im weitesten Sinn, auch im engeren Sinn ... um sehr emotional besetzte Stationen wie Rom, Jerusalem, Indien ... ein sehr hoher Anspruch, all diese Welten in einem Roman darzustellen ..."